- digitale Literatur
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Netzliteratur, Gesamtheit des Schrifttums mit künstlerischem Anspruch, das in den digitalen Medien, vor allem im Internet entsteht, dort veröffentlicht und rezipiert wird.Das seit den frühen 1990er-Jahren zu beobachtende »Schreiben im Netz« ist abzugrenzen von Informationen über Literatur und Schriftsteller, von Literaturkritik und Textarchiven im Internet, da diese nicht zur digitalen Literatur im engeren Sinne zu rechnen sind. Vielmehr zählen dazu literarische Formen, die der digitalen Medien als Existenzgrundlage unmittelbar bedürfen: Die (audio)visuelle Poesie zeichnet sich durch Integration von digitalen Bildern, Tönen oder Filmen aus. Die so entstehenden Gedichte, bei denen der Text bisweilen eine nur noch marginale Rolle spielt, sind multimediale Animationen, auf die der Rezipient teilweise Einfluss nehmen kann. Eine weitere Form der digitalen Literatur ist die Hyperfiction, die vor allem auf die interaktive Teilhabe des Lesers am Entstehen des Werkes abzielt. Hierbei setzt der am Bildschirm navigierende Rezipient den aus ungereihten Segmenten bestehenden Text erst im Prozess des Lesens individuell zusammen und erhält so quasi Autorenfunktion. In noch stärkerem Maße spielt das Eingreifen in den Text bei den Mitschreibprojekten eine Rolle. Unter Mitarbeit der Leser, die je nach Programmierung in das zu Literatur werdende Dokument eingreifen und es gestalten können, wird eine Geschichte kollektiv forterzählt.Allen Formen der digitalen Literatur ist gemein, dass neben dem sichtbaren Oberflächentext ein verborgener Programmcode existiert, der die Werke formal und damit auch inhaltlich steuert. Verknüpfungen, Brüche und ein spielerischer Umgang mit Literatur sind vorprogrammiert.R. Simanowski: Chaos u. Vergnügen. Literatur im Internet, in: neue deutsche literatur, H. 531 (2000);www.dichtung-digital.com (Onlinemagazin zur digitalen Ästhetik).
Universal-Lexikon. 2012.